Auswahl des passenden Online-Brokers
Die Deutschen gelten nach wie vor als Sparer, die der Aktie nur wenig Bedeutung beimessen. Ohne über die historisch kulturellen Gründe für diesen Umstand zu philosophieren, kann wohl festgehalten werden, dass viele Anleger durch den Verzicht auf Aktien als Bestandteil der eigenen Vermögensbildung eine wichtige Renditequelle verschenken. Denn die Aktie, und dass zeigen alle langfristigen Vergleiche eindeutig, ist und bleibt das renditestärkste Investment, welches Kleinanlegern zur Verfügung steht. Während sich andere Nationen, insbesondere die US-Amerikaner deutlich breiter am Aktienmarkt engagieren, bleibt der Anteil und Umfang des am Aktienmarkt investierten Kapitals überschaubar. Einem zwischenzeitlichen Trend zum Investment an der Börse wurde durch den Absturz am Neuen Markt und das Kursdebakel der als Volksaktie beworbenen Deutschen Telekom ein jähes Ende bereitet. Doch auch von diesen negativen Beispielen sollten sich objektive Anleger nicht abschrecken lassen. Denn an der Aktie als wichtigem Bestandteil des privaten Vermögensaufbaus führt für den zeitgemäßen Anleger kaum ein Weg vorbei. Wer sich dafür entscheidet, durch den Kauf von Aktien sein Vermögensaufbau auf eine breitere Basis zu stellen, steht einer extrem breiten Auswahl von Anbietern gegenüber, die den Handel abwickeln und die erworbenen Wertpapiere verwalten. Für die richtige Auswahl kommt es neben den anfallenden Gebühren auch auf weitere Parameter an. Insbesondere sollte die Auswahl des richtigen Partners von den persönlichen Präferenzen und Anforderungen abhängig gemacht werden. Während eher unerfahrenen Anlegern für ihre ersten Gehversuche auf dem Börsenparket zu traditionellen Anbietern, also Hausbanken oder auch Direktbanken geraten sei, kommen für intensivere Trader mit hohem Handelsvolumen und vielen Transaktionen eigentlich nur Anbieter aus dem Bereich der Online-Broker in Frage. Diese Anbieter verfügen über keinerlei Filialnetz und sind in der Regel nur telefonisch, per Mail oder auch über einen Chat zu erreichen. Strategische Anlageberatung, wie sie Kunden bei einer Hausbank erwarten dürfen, bieten Online-Broker in der Regel nicht an. Die Stärke dieser Anbieter liegt vielmehr in einer optimiertem Kostenstruktur, einer funktionalen Handelssoftware und individuell nutzbarer Tools zur Marktanalyse.
Doch auch wer sich bereits dafür entschieden hat, seine Aktienanlage über einen Online-Broker abzuwickeln, steht vor einer relativ großen Auswahl unterschiedlicher Anbieter. Diese gehen mit verschiedenen Gebühren, Philosophien und auch Handelsmöglichkeiten an den Start. Worauf der Anleger hier achten sollte, versuchen wir in den folgenden Abschnitten zu klären. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern sind bisweilen beträchtlich, so dass sich ein ausführlicher Vergleich durchaus lohnt.
Bedeutung der Parameter ist vom Anlagetypus abhängig
Bevor auf die wichtigsten Parameter für die Auswahl des passenden Anbieters eingegangen wird, sei darauf hingewiesen, dass sich der Kunden zunächst darüber Gedanken machen sollte, welchem Handelstypus er sich selber zuordnet. Erst danach kann sinnvoll entschieden werden, welcher Anbieter am besten passt. Dabei sollte sich der Anleger zunächst fragen, welchem Handelstypus er am ehesten angehört und mit welchem Volumen er an den Markt gehen kann. Zum Budget selber ist zu sagen, dass am Aktienmarkt nur Geld investiert werden sollte, welches nicht unmittelbar für die Lebensführung notwendig ist. Denn trotz ausgezeichneter langfristiger Renditechancen müssen zwischenzeitliche Schwächephasen einkalkuliert werden. Um diese unbeschadet überstehen zu können, sollte man auf das investierte Geld nicht unmittelbar angewiesen sein. Mit Blick auf den Handelstypus ist vor allem die eigene Risikoneigung sowie die Handelsaktivität entscheidend. Die Spannbreite liegt hier zwischen langfristig über mehrere Jahre laufende Anlagehorizonte bis zum hochspekulativen Daytrading. Die entscheidenden Parameter sind objektiv nur mit Blick auf diese persönlichen Merkmale sinnvoll zu bewerten.
Zusammenfassung der wichtigsten Parameter
- Regelmäßige Fixkosten (je Quartal / je Jahr)
- Ordermöglichkeiten (per Internet, per Telefon)
- Orderkosten (in Abhängigkeit zum Orderart und Ordervolumen)
- Limitgebühren
- Handelsangebot (Anzahl handelbarer Aktien)
- Mögliche Handelsformen (außerbörslich, Daytrading)
- Informationsangebot (realtime Kurse, Analysen)
- Boni (Wechselbonus, kostenlose Trades)
Vorstellung und Bewertung der Parameter
Der erste Blick des Anlegers im Vergleich der verschiedenen Anbieter gilt zumeist den Gebühren. Die meisten Anbieter schließen feste Gebühren für das Führen des Depots von vornherein aus. Bei einigen Anbietern, wie etwa der .comdirect ist dieses Angebot nur auf die ersten drei Jahre beschränkt. Danach wird die Befreiung von Gebühren zur Depotführung davon abhängig gemacht, ob eine bestimmte Anzahl von Orders in Auftrag gegeben wurde. Im Falle von .comdirect liegt diese Mindestmenge bei zwei Orders je Quartal.
Für die Orderkosten fallen demgegenüber bei allen Anbieters Gebühren an, wobei es auch hier zum Teil deutlich Unterschiede gibt. Bei den günstigsten Anbietern kommt der Anleger mit 4,95 Euro pro Order zum Zuge, zuzüzglich 0,25 Prozent des Ordervolumens. In jedem Fall kommen noch die börsenplatzspezifischen Gebühren dazu, die vom Online-Broker direkt an den Anleger weitergereicht werden. Eine Vielzahl der Anbieter bieten für umsatzstarke Händler mit vielen Trades attraktive Rabatte an. So kann der Anleger etwa beim DAB Depotkonto ab 100 Trades je Jahr mit einem Rabatt von 30 Prozent rechnen. OnVista FreeBuy Depot bietet bis zu 150 gebührenfreie Wertpapierkäufe (FreeBuys) je Monat.
Deutlich teurer sind dagegen die Gebühren, die für die Order per Telefon verlangt werden. Hier geht es bei ca. 10 Euro je Trade los. In der Regel werden Kunden von Online-Brokern kaum auf das Angebot der telefonischen Orderübermittlung zurückgreifen, allerdings gibt es immer wieder Situation, in denen nicht über Internet gehandelt werden kann und das Telefon die einzig verbleibende Option darstellt.
Ein wichtiges Instrument für aktive Trader stellt das Setzten von Kauf- und Verkaufslimits dar. Da man den Markt nicht ununterbrochen im Auge behalten kann, stellt dieses Instrument eine wichtige Möglichkeit zur persönlichen Absicherung dar, um nicht von plötzlichen Marktentwicklung überrascht zu werden. Die meisten Anbieter bieten diesen Service kostenfrei an. Bei einigen Anbietern fallen jedoch Gebühren an, wenn Limits wieder gelöscht werden, oder die damit verbundene Order wegen nicht Erreichung des gesetzten Limits wieder storniert wird. So wird etwa beim PostbankDepot in diesem Falle eine Gebühr von 2,50 Euro fällig.
Ein weiteres Kriterium, welches unter Umständen von größerer Bedeutung sein kann, stellt das jeweilige Handelsangebot dar, welches durch den Online-Broker ermöglicht wird. Dieses Kriterium ist vor allem für Anleger wichtig, die auch auf den Handel eher exotischer Nebenwerte nicht verzichten wollen. Während alle Anbieter die gängigen Werte der wichtigsten Wirtschaftsnationen im Angebot haben, ist der Zugang zu weiteren ausländischen Handelsplätzen nicht selbstverständlich. Hier sollten sich Anleger vorher genau informieren, damit die Anlagestrategie nicht abrupt an organisatorischen Hürden wie einem fehlenden Zugang zum notwendigen Börsenplatz scheitert. Neben dem Handel mit Aktien bieten viele Anbieter auch weitere, zum Teil hochspekulative Finanzprodukte wie Futures oder CFDs an, worauf hier jedoch nicht weiter eingegangen werden soll.
Um Gebühren zu sparen, weichen viele Anleger auch auf den sogenannten außerbörslichen Handel aus. Auch diese Möglichkeit des Aktienhandels können die meisten Online-Broker ihren Kunden anbieten. Ebenso gibt es bei fast allen Anbietern die Möglichkeit, auch als sogenannte Daytrader aktiv zu werden, d.h. innerhalb sehr kurzer Fristen Aktien zu kaufen und wieder zu verkaufen. Für Anhänger dieser Handelsstrategie ist es entscheidend, unmittelbar über kleinste Kursveränderung informiert zu sein, weshalb der Zugriff auf Realtime Kurse unverzichtbar ist. Während alle Anbieter diesen Service im Angebot haben, steht er jedoch nicht bei allen kostenfrei zur Verfügung. Bei einigen Anbietern ist er Zugang zu Realtime-Kursen limitiert, wie etwa bei der OnVista Bank, die zwar nach Kontoeröffnung 1.000 sogenannten Pulls (Kursabfragen) erlaubt, danach jedoch 0,015 Euro je Pull verlangt. Andere Anbieter, wie etwa die netbank bietet für die Kunden ihres Aktiendepots lediglich die Indizes in realtime an, während die Aktienkurse nur mit 15 minütiger Verzögerung eingesehen werden können.
Auch hier sollten sich die Anleger vorher genau überlegen, welche Informationen sie für ihren Handel benötigen. In Echtzeit übertragene Realtimekurse sind vor allem für Daytrader von Bedeutung, während es für längerfristig orientierte Anleger auf eine viertelstündliche Verzögerung kaum ankommen dürfte.
Nicht zuletzt bieten alle Anbieter eine Reihe von Sonderaktionen, auf die zum Teil schon hingewiesen wurde. Zu achten ist aber auch auf Einschränkungen des Angebotes. So sind die Konditionen des Depots bei der netbank daran geknüpft, dass zusätzlich ein (kostenloses) Girokonto eröffnet wird. Auch wird die Abführung der Abgeltungssteuer nicht von allen Anbietern einheitlich gehandhabt. So weist der Anbieter LYNX darauf hin, dass diese Steuer bei seinen Kunden nicht automatisch an den Fiskus abgeführt wird.
Fazit: richtige Brokerwahl kann viele Gebühren sparen
Wer sich eine passenden Online-Broker sucht, hat die Qual der Wahl und steht vor eine großen Auswahl unterschiedlicher Anbieter mit unterschiedlichem Leistungsspektrum. Da ohne die Kenntnis von Anlagestrategie und Handelstypus nicht pauschal zu einem bestimmten Anbieter geraten werden kann, bleibt es an dieser Stelle bei dem Hinweis, sowohl in Bezug auf die eigen Anforderungen also auch auf die Konditionen lieber zweimal hinzuschauen.